Durchhalten bis zum Schluss!

Anak Verhoeven lebt in Belgien (Jahrgang 1996)
Ihre sportlichen Erfolge im Klettern:
Mehrfache Goldmedaillengewinnerin im Weltcup
Gold bei den World Games
Europameisterin 9a+ Erstbegehung am Felsen

Anak Verhoeven kommt durch ihre Eltern schon in jungen Jahren zum Klettersport. Für sie trifft im sportlichen wie im geistlichen Bereich das Wort «Durchhaltevermögen» genau zu.

Bereits im Alter von vier Jahren meistert Anak ihre erste Route im Vorstieg am Felsen. Mit elf Jahren nimmt sie an ersten Wettkämpfen auf nationaler Ebene teil, später dann, mit 14, am Jugend-Europacup. Schon wenige Jahre später klettert sie auf Weltniveau bei den Erwachsenen und beherrscht ebenfalls die Felskletterei. Nach ihrer ersten 8a mit 13 Jahren gelingt ihr die 9a mit 18 und seither reiht sich eine Erstbegehung im neunten Grad an die Nächste.

Anak erzählt: «Im Laufe der Jahre ist das Klettern vom Hobby zum Leistungssport geworden. Um auf Top-Niveau zu sein, ist Durchhaltevermögen essentiell und man muss sich immer wieder dafür entscheiden. Vor jedem Training entscheide ich mich, ans Limit zu gehen und nicht aufzugeben. Als Leistungskletterer braucht man körperliche, aber auch mentale Ausdauer.

Wenn ich den Wettkampf antrete, weiss ich, dass ich gut vorbereitet bin. Wenn Tausende von Zuschauern auf meine Performance zählen, ist das entscheidend. Trotzdem sind Unsicherheiten nie auszuschliessen.

Während der sechs Minuten Routen-Beobachtung sehe ich Stellen, die ich nicht verstehe: Wie hält man diese Griffe dort fest? In der Isolation höre ich dann nur die Reaktionen des Publikums, während andere Wettkämpferinnen ihre Versuche in der Route klettern. Der Stress überrollt mich; die Ambivalenz der Herausforderung auch, weil ich die Route überhaupt nicht kenne! Trotzdem muss ich locker bleiben, aber nicht gleichgültig, konzentriert, ohne alles kontrollieren zu wollen. Ich muss mir meiner Stärke bewusst sein, ohne überheblich zu werden; demütig bleiben, ohne Angst zu haben. Dazu kommen alle Risiken, die meinen Wettkampf ruinieren könnten: Füsse, die wegrutschen, technische Fehler, Zeitüberschreitung und vieles mehr. Aah! Route für Route kämpfe ich gegen all diese Emotionen, die in mir hochkommen.

Diese Einstellung hilft mir auch am Felsen. Sobald ich eine Route über meinem Schwierigkeitsniveau versuche, muss ich sie bearbeiten und auswendig lernen, bevor ich versuche, sie durchzusteigen. Oft befinde ich mich dann da oben, 50 m über dem Boden, und muss meine Bewegungen noch optimieren. Aber wenn die Nacht hereinbricht und die Temperatur sinkt, wenn ich hungrig und müde bin und meine Gliedmassen weh tun… was soll ich tun? Abseilen oder mein Training zu Ende bringen? Ich entscheide mich weiterzumachen und die Schlüsselstellen zu suchen. Am Ende seile ich mich erschöpft ab, aber glücklich, durchgehalten zu haben.

Wettkämpfe lassen mir wenig Zeit, um draussen zu klettern. Ich kann mir zeitlich also keine optimalen Bedingungen aussuchen, um meine Routen am Fels zu bearbeiten. Schon öfters trainierte ich am Fels, an meinem Projekt, ohne jegliche Lust zu haben, es zu versuchen. Ich musste stets die Entscheidung treffen loszulegen und nicht aufzugeben. Ich hatte Risse an jedem meiner Finger. Donner und Blitz waren Begleiter meiner Kletterei. Ich trainierte in der Kälte, im Nebel und bin Routen im Regen vorgestiegen. Aber sehr oft, wenn ich mich entschied, bis ans Äusserste zu gehen, war ich zuletzt dankbar für diese Entscheidung: Ich habe durchgehalten bis zum Schluss.

Klettern ist ein sehr wichtiger Teil meines Lebens. Aber meine Identität findet sich in etwas viel Grösserem: in meinem Glauben. Ich weiss, dass es einen Schöpfer gibt, der mir das Leben geschenkt hat. Ich glaube auch, dass es jemanden gibt, der viel mehr durchgehalten hat als ich. Jemand, der ohne Schuld war. Dennoch wurde er verspottet, gefoltert und getötet, ohne es verdient zu haben: Jesus, der Sohn Gottes. Ich glaube, dass er sich entschieden hat, sein Leben für mich zu geben, sodass meine Schuld vergeben ist. Durch seine Entscheidung durchzuhalten, bekommt jeder Mensch die Gelegenheit ewiges Leben zu erhalten!

Eines Tages werde ich ihn mit meinen eigenen Augen sehen!»